Die „Rubin“ bei der Rheinwoche 2024 100+
vom 17. bis 20. Mai 2024
Ein Törnbericht von Klaus Wellmann
Freitags Einkranen / Slippen
Pfingstsamstag: Hitdorf – Volmerswerth - Düsseldorf
Pfingstsonntag: Düsseldorf - Duisburg - Wesel
Pfingstmontag: Auskranen / Slippen
Nach der glanzvollen Jubiläumsveranstaltung 2022 (100 Jahre Rheinwoche) gab es 2023 leider keine Aktivitäten und somit waren wir froh, dass 2024 wieder eine Rheinwoche über Pfingsten – wenn auch in verkürzter Form, angeboten wurde.
Beim Yacht-Club Leverkusen Hitdorf e.V. wurden wir sehr freundlich empfangen, bzw. erfuhren dort, dass der Rhein durch die Unwetter / Überschwemmungen im Saarland und der Region Mosel bereits schon eine Strömungsgeschwindigkeit von 6 km/h hätte. Ein Thema, was uns die nächsten 3 Tage sehr beschäftigte. Der Verein selbst feierte 2023 sein 50–jähriges Jubiläum und anhand einer Festschrift konnte
ich mir einen Einblick verschaffen, welche beachtlichen Leistungen dort vollbracht wurden. Klar, bei den Seglern ist der Verein eher unbekannt, denn dort sind Motoryachten vorherrschend. Die erste Wettfahrt fand am Samstag, den 18.5.2024 ab 12:15h statt. Gestartet wurde in 5 Gruppen, wobei die fünfte Gruppe eine bunte Mischung aus vers. Booten unterschiedlicher Yardstickklassen bestand. Egal, wir haben uns in dem „Gemischtwarenladen“ als Microcupper sehr wohl gefühlt.
Aber wie startet man richtig auf einen Fluss mit einer so starken Strömung? Solche Feinheiten, wie 60 sec vor dem Start sich in Lauerposition an die Startlinie zu legen. Alles Quatsch, der Fluss hat seine eigenen Gesetze! Und selbst das Einfahren unter Segel in die starke Strömung ist nicht einfach. Aus dem ruhigen Hafenwasser kommend, verhinderte die Strömung bei der Buhne das Einfahren in den Flusslauf. Landete man im drehenden Kehrwasser auf der Uferseite, dann war man dort regelrecht wie „gefangen“ (und das sich dort sammelnde Treibholz blieb in der Ruderanlage hängen, hurra!). Kurzum, der Start war vermasselt. Es kam leichter achterlicher Wind auf und der Spinnaker (Spi) zog uns bei drückendem Wetter wieder an das Regattafeld heran. Erfolg macht übermütig und so kam es, dass wir den Spi zu spät einzogen. Merke: verlorengegangene Vorschoter sind zu verschmerzen, verlorene Platzierungen bei einer Regatta nicht.
Der Spi konnte mit vereinten Kräften der beiden Vorschoter geborgen werden und ich konnte die Spi-Stange wieder in seine Raststellung bringen. Dann ging der Böen - Hack aus Nord-Westen los. Die 28 Flusskilometer bis zu dem Düsseldorfer-Segler-Verein (DSV), den wir nach 3,5 Stunden
erreichten, waren schon recht sportlich zu segeln.
Die Windverhältnisse sind rückblickend schwer zu beschreiben. Zusammenfassend würde ich sagen: 1 bis 5 Bft, wobei die Meldungen von windfinder, hier 2 bis 5 Knoten komplett falsch waren.
Das lag ggf. auch daran, dass sich das Regattafeld in der Mitte zweier Luftdrucksysteme
befand.
Frisch gestärkt von einem Lunchpaket aus der Bucht vom Volmerswerther Deich auslaufend, dachten wir, dass nun die weiteren 12 km bis nach Düsseldorf „auf einer Po-Backe“ leicht abzusegeln seien … was nur ein frommer Wunsch war! Jetzt ging es erst richtig los.
Unser Liegeplatz im kleinen Hafen war etwas unglücklich, was aber immer das Schicksal derjenigen ist, die in der letzten Startergruppe segeln. Daher lagen wir mit dem Heck gegen die Windrichtung. Also war klar, dass wir auf dem Strom die Segel setzen müssen. Und wie das dann immer so ist; die Fock „verdrehte“ und das Groß klemmte im unteren Drittel vom Mast. Die talfahrenden Frachter kommen mit full-speed die scharfe Flussbiegung bei km 735 hinab, die Bergfahrer kommen entgegen und mittendrin im Getümmel, die „verrückten“ Segler! Gehupe der Frachter, Geschrei, das Knattern der Segel…. wau, das Konzert ist nicht schön. Fazit: Volker hat die Situation brillant mit einer Not-Halse gerettet, Freddi zog mit Bärenkräften das Groß in die Endposition und ich konnte mich vorne am Mast bei den auftretenden Schleuderkräften gerade noch festhalten. Hinter uns hatte eine „Varianta“ weniger Glück , dort brach der Mast in drei Teile wie ein Zollstock zusammen und der Kapitän vom belgischen Frachter, wäre beinahe am Steuerrad nervlich zusammengebrochen. … Ein abkommandierter Matrose am Bug sollte noch mit einer Stange das Schlimmste verhindern – naja, war ja verantwortungsvoll und vorausschauend, nett gemeint.
Die zwei Rheinschleifen bei Düsseldorf , gerade unter den Brücken mit den verwirbelten Winden sind immer eine Herausforderung für den Skipper und somit waren wir froh , bei km 747 endlich den schützenden Hafen von Düsseldorf zu erreichen.
Das Anlegerbier (Düsseldorfer Alt vom Faß) schmeckte hervorragend, aber unser Skipper war „fertig“von den ständigen Herausforderungen,die er mit Bravour gemeistert hat.
Am Sonntag wurden wir bei der Steuermannsbesprechung gewarnt. Bei der dritten Wettfahrt nach Ruhrort, Eisenbahnhafen ( km 781 ) sei mit einer Engstelle im Strom und einer Weiteren, wegen Brückenbauarbeiten, zu rechnen...auch das noch !
Wie wir später erfahren haben, hat es jedoch vor der Engstelle drei Segler auf einem Boot mit einer Kenterung erwischt. Die Segler konnten glücklicherweise schnell gerettet werden. Ursache der Havarie: Das Boot prallte unter Segel ( warum auch immer ?) gegen ein Wahrschau-Floß - unweit vor Krefeld - und sei dann durch starke Strömung schnell abgesunken, ferner hätte es sich zusätzlich um 180 gedreht. Das Boot konnte geborgen werden, sei aber schwer beschädigt….
An dieser Stelle meinen Dank an die DLRG , die uns stets ein Gefühl der Sicherheit gegeben haben und ebenfalls an die übrigen privaten Sicherungsboote.
Das gute Mittagessen auf der EUREKA als Passagierbegleitschiff haben wir in kürzester Zeit „heruntergeschlungen“, denn es hieß in 45 min soll es wieder losgehen. Um 14:45 setzte jedoch das Gewitter ein, so dass wir erst um 16:15 aus dem kleinen Hafen Duisburg-Ruhrort zur vierten Wettfahrt ausliefen. Das Mittagschläfchen auf der Rubin, wirklich komfortabel (mit angezogenen Beinen ) liegend; hier zwischen Ersatzsegeln, nassem Tauwerk, Schwimmwesten und Paddeln war der pure Genuss. Der Erschöpfung geschuldet, haben wir die Pause trotzdem genossen.
Ich dachte mir, dass nach einem Gewitter die Kaltfront kommt und es nicht mit weiterem Regen zu rechnen sei. Denkste! Bei Flusskilometer 783 fuhren wir in eine dunkle Wetterwand. Nass bis auf die Unterwäsche waren die weiteren 32 km bis Wesel doch „etwas frisch“. Uns schoss allen der Gedanke in den Kopf „bitte nicht so weiter bis Wesel“. Der Skipper wurde wieder voll gefordert. Besonders das niederländische Schubschiff mit dem Namen: Herkules und den 2x3 Kohleleichtern davor, zog eine gigantische Heckwelle hinter sich her. Taja, die Schiffe auf dem Niederrhein sind eben größer in den Proportionen, wie wir dies vom gemütlichen Main her so kennen...
Das Hochwasser und die Strömungsgeschwindigkeit waren den Sonntag über weiter gestiegen, was man jetzt auch deutlich an den überschwemmten Wiesen am Flussufer merkte. Das Kreuz und die Gedenkstätte , welche an die verlustreiche Überquerung der Engländer im 23. März 1945 bei Wesel erinnert , lag schon knapp am Wasser.
Einschub , was heißt eigentlich die Meldung : Köln 20.5.2024 , Pegelstand 600 cm über PNP ?
Pegelnullpunkt (PNP):
Der Pegelnullpunkt eines Pegels ist, im Gegensatz zum Wasserstand am Pegel, absolut und wird auf das amtliche Höhensystem DHHN92 bezogen in Meter über Normalhöhennull (NHN) angegeben. Der Wert des Pegelnullpunktes wird durch den Betreiber des Pegels festgelegt und liegt meist unter dem niedrigsten, über eine lange Zeit gemessenen Wasserstand.
Die Pegellatte wird so angebracht, dass deren Nullmarkierung dem Pegelnullpunkt entspricht.
Beispiel am Pegel Dresden:
Wasserstand am 16.07.2013 08:00 Uhr:
176 cm am Pegel
1,76 m Pegelnullpunkt + 102,68 m ü. NHN = 104,44 m ü. NHN
Fundstelle: pegelonline.wsv.de
Alles verstanden ?
Zum Schluss um 21:00 gab es noch die Siegerehrung der Rhein-Woche 2024.
Gewonnen hat von 49 Teilnehmern das Boot, ein H-Boot mit Gerd Müller van Issem als Steuermann , Thomas Küpper und Wolfgang Glaser
Die Rubin, GER-22 unter Volker Strehlow, Freddi Buess und Klaus Wellmann kam auf den Rang 35 hier die Korrektur der Siegerliste vom 21.5.2025 um 13:36
Fazit und Ausblick:
Wir bedanken uns bei der Organisation, den ausrichtenden Vereinen und den vielen, vielen Helfern für die Durchführung der großartigen Regatta.
Es sind gemäß dem allg. Programm, Rheinwoche 100 plus zu nennen: der Düsseldorfer Segler-Verein, der Yachtclub Niederrhein, der Yachtclub Lörick und der Yachtclub Novesia.
Der Segelverein Walluf wird 2025 die Rhein-Woche am Mittelrhein zwischen Walluf und Bingen
ausrichten. Wir freuen uns bereits und werden wieder viele Seglerfreunde seit unserer ersten Teilnahme (2019) wiedertreffen.